Die Münchner Leitmayr und Batic (Udo Wachtveitel und Miroslav Nemec) ermittelten gestern wieder, doch ging nichts so wie es in einem Tatortschema eigentlich zuzugehen hat:
Leiche, Spuren, Verdacht, Theorie, (noch 'ne Leiche), Dramatik, Lösung. Ende an der Currybude, oder einer ähnlichen Institution.
Nein, dieser Tatort, vielleicht leiten dieser und der mit der Furtwängler zu neuen Tatortwelten über, wurde klischeelos und schlüssig-spannend bis zur letzten Minute vorgetragen. Es ging um einen Mädchenmord, auf einsamer Straße, doch um diesen weniger als um den unglaublich mitreißenden Auftritt des Polizei-Adepten Gisbert Engelhard (Fabian Hinrichs), eine wahre Entdeckung. Der nämlich, in jedes Fettnäpfchen bei den altgedienten Kommissaren stolpernd, hat als Fernmelder jahrelang bei der Bundeswehr gedient; also auch solche Antirambos kommen bei der Bundeswehr vor? Und jetzt soll er eine Art Verstärkung bei der Aufklärungsarbeit der beiden sein und siehe da, in etwas trotteliger aber liebenswerter Art schafft er sogar Lösungshilfen, die jedoch meist im Unklaren verdämmern. Wie überhaupt der Tatort einer der persistierenden Unklarheiten ist - bis zum Schluss, denn eine richtige Lösung, mit Gutmenschen und Bösewichtern, die eingelocht werden, gibt es nicht.
Dieser Gisbert, ein Antiheld, kein Draufgänger, man würde sagen, ein Softie, besticht durch das Unkonventionelle, die andere Art; vielleicht auch ein Zugeständnis an die heute geforderte neue Männerolle. Naja, denn er scheitert ja, bezahlt sein Softiedasein mit dem Leben. Paradigma der Sanftmütigkeit?.
Der aufwühlende Schwenk der Handlung ist ja dann auch der Tod ebendieses Adepten durch den Mörder selber, grausam provoziert durch die Besserwisser-Kommissare, die dann - recht glaubwürdig - sich schuldig fühlen und leiden wie Hunde. Der Zuschauer ist ziemlich mitgenommen, selten bei so abgebrühten Tatortkonsumenten wie dem Autor.
Der Mörder dann - akustisch entlarvt durch eben die Vorarbeit dieses armen Teufels Gisbert, dem unsere Sympathien gehört - entkommt, aber er wird nicht gefangen, das wäre auch zu schön, sondern er wird auf der Flucht vor den nun recht unprofessionell agierenden Kommissaren, von einem Auto überfahren.
Offen ist, ob der nun wirklich der Mörder war. Alles unklar eben. Und unsicher.
So kann das wirkliche Leben sein: scheitern wie und wo immer, versagen und verkümmern. Aber auch Besinnung, nachdem es "passiert" ist. Alle Akteure glaubwürdig und konsistent.
Leichen werden übriges nicht gezeigt, nur in Andeutungen.
Sympathischer, aufrührender Tatort. Den Gisbert übrigens möchte man öfter sehen.
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