Montag, 27. Januar 2014

Adams Albtraum

Kaum jemals habe ich erlebt, wie eine Sendung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten so verrissen wurde wie am Wochenende die Tatrotsendung des saarländischen Rundfunks mit Striesow und Brück als Stellbrink und Marx.

Der SPIEGEL z.B.: "Bei allem Hang zum Drolligen ist der Stellbrink-"Tatort" von einem spießigen, restaurativen Krimi-Verständnis geprägt. Höchste Zeit, mal mit einem Flashmob beim Saarländischen Rundfunk vorbeizuschauen."
oder
die WELT: "Die Geschichte weiß nicht, was sie sein will: die Hexenjagd auf einen Pädophilen, Kritik an Flashmob-Selbstjustiz (der Badepädagoge wird von einer Gruppe Vermummter in der Fußgängerzone zusammengetreten), Brüderdrama oder was auch immer. Und nicht nur scheint mit dem Gehalt von Striesow das Budget für richtige Schauspieler aufgebraucht gewesen zu sein, also Schauspieler, die Spaß an dem haben, was sie tun sollen. Das Elend der Dialog-Texte ist auch nicht kleiner geworden."

Nun, mein Eindruck von diesem Tatort: ich habe kaum jemals einen schlechteren gesehen.
Er war langweilig, unverständlich und mit zum Teil sehr schlechten Schauspielern besetzt (z.B. Frau Brück). Und dabei war der Plot als solcher garnicht mal schlecht, diese Geschichte mit einem Facebook-generierten Flashmob, der einen als Kinderschänder Verdächtigen zusammenschlug. sodaß er später verstarb, obwohl er unschuldig war. Nur - was sie daraus machten? Einen langweiligen und schlecht  gemachten Sonntagabendkrimi, mit Schauspielern, die meist so unbeteiligt dreinblickten, als ob sie mental schon beim Feierabendbier waren, manchmal Aktion zeigten, die garnicht angebracht war, und eine derartige blöde Staatsanwältin, dass es nicht auszuhalten war. Man hat seinen Sonntagabend schon sinnvoller verbracht - mit einem guten Buch z.B. Abschalten wäre gut gewesen. Aber der Tatort-Chronist macht sowas nicht.
Immerhin wissen wir nun, dass das Saarland, dieses Entwicklungs-Bundesland ohne Zukunft wenigstens einen Internetanschluss besitzt, denn der Flashmob spielte in Saarbrücken - übrigens  mit wenigen, aber doch schön rüberkommenden Bildern etwa des St.Johanner Markts. Das war aber auch schon alles, was man positiv sagen kann.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Todesspiel

Wenn's am Bodensee nicht so schön wäre, könnte man sagen: vergiss es. Denn Frau Blum und Perlmann waren diesmal (und auch schon vorher) "trübe Tassen". Dabei war der Plot so schlecht nicht: ein russisches Roulette wurde gespielt, allerdings als Spiel ohne Ladung im Revolver, und zwar durch einen Playboy vom Bodensee, der die erste Leiche darstellte. Dann aber war es ziemlich unerheblich wie es weiterging. Perlman als Undercover... Ziemlich blöd. Frau Blum (Eva Mattes) mit meist müden Augen, schlurfte sie durchs müde Geschehen. Zum Schluss die Mörderin, eine Betrogene, die dann den finalen Schuss doch nicht tat. Sonntagskost, vom gemäßigten Typ. Öffentlich-rechtlich eben.

Montag, 6. Januar 2014

Der Eskimo, Franziska

Dieser Sonntag war der lange Tatort-Sonntag.
Ergebnis:
Zwei supergute Filme!!
Erst Joachim Krol als Kommissar Frank Steier, in einer eindrucksvollen Geschichte über eine dramatische Schüler-Lehrerinnen-Beziehung, bei der der Solitärstein Krol einfach nur gut, wenn auch meistens betrunken, war. Er brillierte wo er nur konnte; ein guter Schauspieler, von denen wir leider nur wenige haben. Die Geschichte selber, etwas science fiction, etwas verrückt und auch konstruiert, aber darüber kann man hinwegsehen, wenn man die schauspielerische Leistung vor allem des Steier erkennt. Warum "Eskimo", wird nicht so ganz klar. Aber sei's drum.

Dann "Franziska". Ein umwerfender, trauriger, tragischer Tatort, der aus allerlei Gründen (Gewaltszenen) erst spät gesendet werden konnte. Die sympathische Franzika (Tessa Mittelstaedt), jahrelange Assistentin der Kommissare aus Köln (Bär und Ballauf) verabschiedet sich von der Tatortbühne, aber sie kommt darin um, wird stranguliert. Auch der Täter, Hinnerk Schönemann alias Daniel Kehl, manchmal bekannt als Assistent der etwa drögen Eva Mattes, spielt hervorragend, als der eher gutartig wirkende, aber abgrundtief böse Gefängnisinsasse, ist fesselnd (Kabelbinder!) gepielt. Da er sehr viel mehr Dreck am Stecken hat als anfangs vermutet (Unschuldvermutung!), und glaubt nichts mehr verlieren zu können, leistet er sich diesen griechisch-tragischen Abgang.
Wollen wir weiter Kuschelkrimi um 20:15 oder richtige Handlung später (da muss man auch Wallander nennen).
Also ein Highlight der Tatortszene, endlich mal wieder, wenn auch sehr traurig. Aber sind Wahrheiten nicht meistens traurig?
Einer schrieb: gemessen an diesem Tatort werden es nun folgende Tatortkrimis schwer haben... das stimmt. Es hat sich aber in den Medien eine andere Diskussion entwickelt, nämlich die über die Rechtfertigung von Gewalt im Fernsehen, speziell in den Tatortfolgen. Hier kann man nur sagen: Zwecklos, denn "die Geburt der Tragödie (folgt) aus dem Geiste der Musik"; frei nach Nietzsche, will sagen, sie ist ein intellektuelles Paradigma und daher unverzichtbar.

Samstag, 4. Januar 2014

Tatort - grundsätzlich

Man liest es ja: die Tatortserie ist eine der ältesten und erfolgreichsten Sonntagsabend-Serien des deutschen Fernsehens. Eigentlich gibt's keine andere. Und diese Serie hat in unseren Wohnstuben einen festen Platz, auch bei mir. Und da ich als Rentner genügend Zeit habe, sehe ich "Tatort", fast regelmäßig. Und weil ich mich entschlossen habe, die einzelnen Sendungen in diesem Blog zu kommentieren, nehme ich mir auch das Recht heraus, auch zu den Stiländerungen Stellung zu nehmen, die sich über die Jahre ereignet haben. Diese spiegeln auch gesellschaftliche Änderungen, natürlich. Man nehme nur die Ermittlerpositionen, von Hans Jörg Felmy (Haferkamp) über Bienzle bis Schimansky und Borowski (neu).
Da fällt auf, dass sie in den letzten Jahren sich verdoppelt haben (Batic und Leitmayr, oder Frau Odenthal und Kopper) und dass sie einen mehr und mehr weiblichen Part verdeutlichen. Das kann man ja noch verschmerzen, selbst wenn die angestrengt hyperaktiven Vertreterinnen wie etwa Frau Kunzendorf mal ausläßt. Weiter fällt auf, dass die dramaturgische Steuerung immer komplizierter wird. Während die geraden Handlungsstränge früherer Zeiten, etwa bei den Schimanskifällen, den Zuschauer lenkten und teilhaben ließen, ist heute mit zwei und mehr Strängen, meist im privaten Bereich (Beispiel Tumorträger Tukur), zu rechnen, die den Zuschauer überfordern.
Hinzu kommt noch, dass die Schauspieler, Ausnahmen zugegeben, eine Aussprache pflegen, die mit Sprachkunst und Sprechkultur nicht mehr zu tun haben. Schnelles, nuschelndes und silbentötendes Sprechen ist an die Stelle der Sprache der Sprecher-Künstler etwa vom Typ Sodann, oder Dietz Werner Steck (Bienzle) getreten. Sehr schade und auch sehr typisch für unsere Zeit der Schnelligkeit.
Es gibt Sendungen, bei denen man zum Schluss nicht mehr weiss, wer der Täter war oder warum die tat passierte. Ich setze zum Beispiel Krimisendungen etwa der schwedischen Wallanderserie dagegen. Bis zum letzten Moment spannend, klar und schlüssig. Naja, Mankell ist der Autor...