Montag, 17. Dezember 2012

Das goldene Band

Das war die Fortsetzung des so ungewöhnlich geendeten letzten Tatorts mit Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler).
Man hatte eigentlich nicht mit einer Fortsetzung gerechnet, da es authentisch wirkte, wie die erschütternde Zuspitzung der Zwangsprostitution als perpetuum mobile in Szene gesetzt wurde, Ende also offen. Täter scheinbar gefaßt - so war das, und das wirkte.
Und ich tue mich schwer, den Tatort gestern mit gleichem Enthusiasmus wie den vorigen zu feiern. Sicher auch der war spannend, aber er hatte Schwachstellen. Z.B. die doch etwas unerwartete Doppelreise nach Weißrussland, mit dem schwierigen Jan. Dort die melodramatische Zuspitzung mit Mordversuch an der Lindholm, die dann durch ebendiesen Jan gerettet wurde. Durchschaubar spannnungsteigernde Einlage. Musste das sein? Oder die nun doch wieder moralisch hochpositive Lindholm-Lösung: alle bösen Promis werden der gerechten Strafe zugeführt. Die Bullen sind mal wieder die Guten. Und alle Männer die Bösen; weg mit ihnen! Wegsperren oder Abschieben.
Gut übrigens ein neues Gesicht: Alessija Lause als Carla Prinz, Ermittlerin aus Hannover.
Und die Ablösung, der Abschuss des Jan Liebermann als lieber Mann? Sicher - der spielte als Enthüllungsjournalist eine sehr zwielichtige Rolle, aber dass nun die spröde Lindholm, übrigens zeitweise mit sehr guter schauspielerischer Leistung, den Liebesentzug draufsetzte - auch nicht soo nötig für die Gesamthandlung.
OK, das Thema musste einem gestelzten Endkonstrukt zugeführt werden - Tatort muss moralisch sein. Aber dieser bekommt nicht die Note EINS, sondern ZWEI minus... Der anschließende Talkshowrummel mit Jauch und den eigentlich ganz interessanten Gästen, Alice Schwarzer, einem Bordellbesitzer und einer Nutte, sowie Künast und einem Bullen, diese Talkshow war kaum erhellend, außer mit der Forderung, nun die Freier als eigentlich Schuldige, zu "ächten", so A. Schwarzer. Ob das die Lösung beim ältesten Gewerbe der Welt ist? Das auch ohne Zwang die Jahrtausende überdauert hat? Und ist Deutschland wirklich die Bordellhochburg nach der grünen Deregulierung?
Ein richtiger Satz fiel jedoch auch: die Zwangsprostitution muss in den Herkunftsländern bekämpft werden, und zwar durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Prosperitätsprogamme. Nur wo die Armut abnimmt, nimmt auch das organisierte Verbrechen ab!!

Dienstag, 11. Dezember 2012

Wegwerfmädchen

Ich behaupte mal, dass dieser Krimi einer der seit langem besten publizierte Streifen war, den ich gesehen habe.
Begründung:
Es ging um die unbestrittene Tatsache, dass Ausländerprostitution aus den Ostblockstaaten Hochkonjunktur hat, besonders mit Minderjährigen aus sozial (sehr) schwachen Familien. Wie gesagt, bekannt, aber hier auf dem Hintergrund der Hannoveraner Rockerkriminalität, auch eine Tatsache, besonders eindrucksvoll. Frau Lindholm (Maria Furtwängler) spielte gut (aber nicht zu gut), aber die anderen Teilnehmer der Show aus dem Prominentenmilieu Hannovers mindesten ebenso gut.
Eine Beziehungskiste der Lindholm mit einem Pressemann (Benjamin Sadler), der ein Interview mit einem der bigotten Promis führte, machte die Sache würziger.
Rocker, stolz darauf, das Steintor "befriedet zu haben" (sehr gut Robert Gallinowski als Uwe Koschnick, belieferten ebendiese Promis aus dem gehobenen Bürgermilieu (Ärzte, Rechtsanwälte, Investoren) mit diesen Mädchen, von denen zwei in Tötungsabsicht auf Müllhalden entsorgt wurden. Eine davon konnte sich retten , die andere war und blieb tot. Das Verstörende war, dass dieser Tatort kein Happy End hatte. Es wurde ein Täter gefunden (Baueropfer sagt man wohl), ein besonders verstrickter Staatsanwalt erhängte sich, aber sonst blieb alles beim Alten, Zudecken war angesagt.
Sogar der das überlebende Mädchen heimholende Vater (aus der Ukraine) wurde derart bestochen, dass er seine eigene Tochter wieder in die Fänge der Wegwerfbande zurückkehren ließ. Diese wiederum konnte sie in einem Container mit den anderen Mädchen zusammen einer neuen, einträglicheren, "besseren" Zukunft zuführen. Kein Happy End also.
Guter, trauriger Tatort.

Montag, 3. Dezember 2012

Todesschütze

Dieser Tatort spielte in Leipzig mit Frau Simone Thomalla (Eva Saalfeld) und Martin Wuttke (Andreas Keppler) in einem thematisch sehr anspruchsvollen Genre, dem der ausufernden Jugendgewalt und Selbstjustiz, und dazu noch dem der gestörten Vater-Sohnbeziehung - die noch gesteigert durch die Person eines Gewalt-anfälligen Polizisten (Wotan Wilke Möhring). Die Handlung war höchst spannend und in sich geschlossen, wenn auch (aber auch das Teil der Realität) sehr brutal und sicher für junge Leute nicht sehr geeignet. Oder gerade? Denn wenn die Tatortreihe ein kathartisches Element birgt, und nicht immer nur mainstream bedienen soll (was isst man, wie kleidet man sich und wo kann man die nächste Frauenfigur quotig plazieren?), sollte man diesen Film speziell gefährdeten Jugendlichen aus dem Milieu oder der Szene vorspielen. Vielleicht im Rahmen eines Sozialprojekts?
Also: der Tatort aus Leipzig war sehr gut (endlich mal wieder) und die Thomalla spielte zusammen mit dem biestigen Wuttke ein sehr rundes Spiel. Nicht aufgesetzt und ohne Zickengefechte. Möhring wie immer hervorragend. Richtig gut und weiter so. Aber dieser Wunsch wird wohl vergeblich sein, selbst vor Weihnachten.

Donnerstag, 22. November 2012

Tatort Kritik

Hier folgt eine allgemeine Kritik am Format Tatort. Warum?
Ich habe nach Anschauen der letzten Folgen dieses "Kult"formats gezögert, diese zu beschreiben oder zu bewerten. Sie sind - schematisiert worden und neigen dazu, den Zeitgeist, was immer das ist, zu pervertieren, zu überhöhen, zu verselbstständigen. Die Kommissare sind mehr und mehr dem feministischen Zeitgeist verpflichtet (gestern las ich in der Welt eine Kolumne über Mutter Staat...) und bringen platte, sexistische und aktionistische Weiber auf die Bühne, vor denen man nur Angst bekommen kann.
Da sind Bella Block (leider ausgestiegen), Senta Berger oder auch Caroline Peters ganz andere und doch weibliche Kaliber! Komisch, dass der Macho im Tatort nur noch als Negativfigur vorkommt. Kein Schimanski mehr, der alles im Griff hat. Auch Ballauf und Schenk sind weichgespült. Thiel und Börne - naja, Komödianten das, nix Kerniges, obwohl man die nun doch noch gerne sieht.
Also dies Ranschmeißen an den Zeitgeist,das ist es was ich bemängele, und die neuen Kommissare. Das ist alles.

Montag, 29. Oktober 2012

Ein neues Leben (28.10.2012)

Diesmal in München: Operation Drückerkolonne, repräsentiert durch zwei weibliche Verbrecherfiguren, wie auch nicht, denn das Weib besetzt ideologisch alles heutzutage, von der Aufsichtsrätin bis zur Putzfrau (noch; bald ist der Putzmann der Renner), da ist auch Raum für die mordende, noch dazu lesbische Kriminelle, die aber zum Schluss von ihrer Geliebten erschossen wird.
Kern der Geschichte: Eine Drückerkolonne wirbt für die Unterstützung einer Tierschutzorganisation gegen das Abschlachten von Robbenbabies, in Wahrheit aber spionieren sie EC-Karten aus, um sich an fremdem Konten zu bereichern. Ganz gut gemacht, wenn auch etwas mit Separathandlungen überfrachtet. Soll auf einer wahren Begebenheit beruhen und wurde von Breinersdörfer dramatisiert, schließlich kein Unbekannter in der Szene.
Die beiden inzwischen ergrauten, aber noch nicht "zu Ende erzählten" Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) fahnden sehr kurios z.T als unberechtigte verdeckte Ermittler, wobei Batic sich zum Schluss sein eigens Grab schaufeln muss. Da wird dann die Ober- Kriminelle Isabelle erschossen, wie gesagt, von ihrer Bettgenossin. Nemec kann also weiterleben.
Ganz gut und auch manchmal spannend. Bella Block ist besser, aber leider keine Tatort-Kommissarin...

Samstag, 27. Oktober 2012

Borowski und der tiefe Fall: (gesendet 14.10.2012)

Nach längerer Sprechpause: hier ist er wieder der ultimative Tatort Blog
Gute Standardarbeit eines Kieler Themas, Sarah Brandt (Sybil K.) diesmal weniger aufgeregt. Hat man ihr da was gesagt? Story interessant. Borowski (Axel Milberg) wieder stoisch-holprig-zielsicher. Die Verbindung zu Uwe Barschel und dessen Rätselhaftigkeit und Verstrickung, gekonnt und auch (ein bisschen) spannend. Mal wieder ein guter Krimi am Sonntagabend.
(Und übrigens: der nicht aufgelöste Krimi des "Stillen Gastes" harrt noch der Auflösung. mal ran, Teamgeister!!)

Dienstag, 18. September 2012

Hochzeitsnacht

"Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund sind gemeinsam auf einer Hochzeitsfeier. Als Stedefreund kurz hinausgeht, um frische Luft zu schnappen, stürmen zwei maskierte Männer das Fest. Als ein Hochzeitsgast ermordet wird, weiß Inga sofort, dass es die zwei maskierten Männer nicht gewesen sein können."
Das ist so der Beginn des Tatorts vorgestern, der dann sich eher grenzwertig spannend geriert zu einer Geiselnahme mit Totschlag und zu einem persönlichen Rachefeldzug eines der Räuber (es geht auch um Banales: Geld, Gold und Goldiges). Irgendwie gewollt spannend. Aber dann wieder doch nicht... Es sollte das camorra-hafte, mafiöse und bösartige Dorfleben im Bremer Hinterland geschildert werden. Gibt's das wirklich?
Leid tat einem höchsten die Sabine (Inga Lührsen, Sabine Postel), die in einer Kühlkammer eingesperrt wurde, bei minus 22 Grad. Aber sie kam ja wieder heraus. Leid tat einem weniger der Stedefreund (Oliver Mommsen), der ja nass und mit Unterhosen sowie einem erstaunlich freundlichen kleinen Hund in der Nacht herumlaufen musste. Und es gab auch noch einen Dorfdepp. Auch grenzwertig.
Also wieder kein wirkliche einmaliger Tatort, der einen "vom Hocker" holen könnte. Nun ja - der Herbst beginnt ja erst.

Montag, 10. September 2012

Borowski und der stille Gast

Teilweise spannend, teilweise gruselig, teilweise nicht nachvollziehbar, besonders der Schluss. Was gabs zu sehen? Da war ein psychopathischer Mörder im Spiel, der als Stalker mit Nachschlüsseln in die Wohnungen der beobachteten Frauen eindrang, jene umbrachte und dann mit Bombenspielchen und als Computerhacker das Geschehen aufmischte. Wie gesagt, teilweise gut gemacht, aber:
Der Typ war zwar irre, aber seine Motive wurden nicht klar, aber hat ein Irrer überhaupt Motive? Dann: das Ganze spielte sich sogar im Polizeipräsidium ab, dort agierten Borowski (Axel Milberg), und Frau Brandt (Sibel Kekilli), die selber in das Visier des Irren geriet. Warum wurde nicht klar.
Borowski vermittelte Folgendes: Als der ganze Wust von Grau-Weißkitteln der Spurensucher aufbrandete und alles nur noch mit Apparaten und Döschen sowie Reagenzgläsern hantierte, da ging Borowski ganz still beiseite und äußerte in sehr poirothafter Manier: "und er hat die Tür von außen abgeschlossen", solch ein geradezu literarischer Gegensatz zu dem materiellen pseudo-wissenschaftlichen Gewusel am Tatort tat wohl.
Die Kekilli, in früheren Folgen eine Wutnudel und unbeherrschter Schreihals, war hier eher zurückgenommen und trat - als was wohl - als Epileptikerin in Erscheinung. Dumme Sache. Klar, das hier ein Widerspruch zur Berufsausübung vorlag. Als Doktor sage ich: die kann nicht Polizistin im Außendienst sein. War sie aber doch, wenn auch sehr reduziert. Da der Psychomörder am Schluss aus dem Krankenwagen so mir-nichts-dir-nichts entschwand, wo er schwerverletzt niedergelegt wurde, macht unsicher, ob hier vielleicht doch noch weitere Folgen folgen... Sollten wir uns da freuen?

Montag, 3. September 2012

Fette Hunde

Die Tatortpause ist vorbei. Wir haben Köln und Ballauf (Klaus J. Behrend), sowie Schenk (ohne wehenden Mantel, aber korpulent wie eh und je; Dietmar Bär) in dem Afghanistan-Thriller "Fette Hunde" gesehen. Es gabe übrigens keine Currywurst. Auch gut
Es war ein ansehbarer, wenn auch mit einem recht raschen und daher etwas unverständlichen Schluss versehener Krimi über die Afghanistan-Misere, Soldatentraumata, Sausen, Drogenkuriere und niederländische Drogenkartelle (im Hintergrund). Es gab eine Leiche, die des Drogenkuriers Eins, hingerichtet eben von einem dieser Soldaten, und eines Hundes, der stellvertretend für die traumatischen Erlebnisse der Soldaten in Afghanistan sterben musste.
Der blinde Frust dieser Soldaten, denen die Ehefrauen weglaufen, die sich, wo immer sie können, besaufen und die Drogen mit Hilfe dieser Kuriere schmuggeln, war überzeugend und hob sich ab vom Medienhype des PTBS. Gut auch der weibliche Kurier Zwei, der - voller Drogen - dennoch überlebte.
Der Schluss war etwas rasch, ein wenig zu high-noon-dramatisch und vielleicht auch ein bisschen leicht hingedreht, denn dass das Duell der zwei Soldaten auf dem Hintergrund des rebellischen links-tönenden, sein eigenes Grab aushebenden Sohnes mal eben durch das entschlossene Dazutreten Ballaufs für alle gut beendet wird, ist zu schön um wahr zu sein.
Aber wie gesagt, ein durchaus guter, gut fotografierter Krimi. Mal sehen wie es weitergeht.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Tatortpause und EM

So werden wir medial erzogen: während der EM 2012, der Doping-Olympiade und allgemein während der medialen Sommerloch-Bewältigung werden keine Tatort-Krimis (und überhaupt keine Neuproduktionen) gezeigt und wenn, dann mehr oder weniger elende Wiederholungen. Überhaupt scheint das Thema Wiederholung in unserem Fernsehgarten der Republik ein Dauerbrenner zu sein. Klar, das ist billig und scheucht Zuschauer weg zu den Hypes. Hin zu dem eher langweiligen EM-Fernsehgarten des ZDF oder wohin auch immer. Ja, unsere Fernsehkultur - sie ist heimelig-gemütlich und fussballgeil. Schweini verdient übrigens 13 Mio im Jahr!!! Nur mal als Hinweis. Neues nicht. Altes immer. Und da wundern sie sich, dass der junge Maybe lieber facebookt oder twittert, und der alte Old Surehand lieber Sissi von DVD guckt.

Montag, 14. Mai 2012

der Wald steht schwarz und schweiget

Die wäre nun Mathias Claudius nicht recht gewesen, diese Räuberballade im Pfälzer Wald. Da ging's um eine Jugendbande, die Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) entführt. Das geht dann zu wie auf einem Pfadfindercamp. Sehr diffus und auch eher oberflächlich. Natürlich löst Frau Odenthal den Fall (fast) und auch Herr Kopper (Andreas Hoppe) schmeißt sich in die Büsche und fängt die Gang.
Nur: selbst nachdem feststeht, dass die Truppe den Aufseher, der die Bande in ein Outdoorcamp (azok= alle zusammen oder keiner) ausführt, umgelegt hat, nachdem ein Mitglied der Gang tot umkippt (Herzfehler) und der Typ sich daran wohl ergötzt und ein Video auf dem Handy aufnimmt, nimmt der Krimi kaum Fahrt auf. Dann geht es zwar los und Lena muss mal Pipi.
Zum Schluss schweigt die verhaftete Truppe zum Mord - sehr gut der Junkie-Finne - und niemand kann nun den Täter lokalisieren.
Das Neue: die Twitter- und Facebook-Gemeinde sollte nun mit ermitteln. Crossmedia nennt man das. Hat sie auch getan, der ARD-Server brach wohl bald zusammen. Ergebnisse weiss man noch nicht. Aber - immerhin mal was Neuss. Der Tatort aus Ludwigshafen - diesmal im Wald bei K'lautern, zwar nicht überragend - aber innovativ.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Die Ballade von Valerie und Cenk

Das war ein herausragender Tatort, herausragend insbesondere durch die beiden Spitzendarsteller Corinna Harfouch (Valerie) und Mehmet Curtulus(Cenk). Cenk Batu ist verheiratet und seine Frau ist schwanger. Eine Frau (natürlich) spielt, maximal gleichberechtigt, die Verkörperung des Bösen, so wie es Medien sehen, aber auch wohlmeinende Feministinnen klammheimlich sehen könnten. Alles da.
Die Handlung: Börsenmakler ("Trader") tätigen dunkle Geldgeschäfte, die von der deutschen Regierung und den Bundeskanzler gedeckt zu werden scheinen. Um die Verbindungen aufzudecken, werden verdeckte Ermittler eingeschleust; einer davon ist Cenk Batu.
Es tritt dann auf Valerie (Harfouch), eine eiskalte Killerin; es fällt sogar der Name "eiskalter Engel"; sie versucht, in die Geldgeschäfte einzusteigen, indem sie einen teuflischen Deal steuert: der Tod des Bundeskanzlers wird Kurse fallen lassen und rasche Verkäufe von Aktien könnten dann riesige Geldsummen verdienen lassen; es ist die Rede von 15 Mio. Das Fatale nur: es wird ihre letzte Aktion sein, denn sie ist final krebskrank. Warum sie aber nun noch Geld braucht, wird nicht erklärt.
Sie zwingt Cenk zum Mitmachen, denn sie nimmt seine Frau als Geisel. Es spitzt sich zu, als Gloria ihr Kind verliert. Ganz wunderbar auch die beklemmende Persiflage auf die Banker, die als rasende Irre dargestellt werden, fast Shakespeare, fast... Sehr gut der "Trader", der spaßgestuert das große Geld machen will. Banker als Fun-Nudeln, irre eben, aber auch wahr.
Und dann die autistische Dramatik der Spitzenschauspielerin Corinna Harfouch - sie ersticht ohne Gemütsbewegung ihren eigenen Sohn. Die Frau Batus, Gloria, kann aber der Killerin entkommen. Das weiß Batu nicht und entschließt sich zur Tat. Er läßt sich als undercover in den Ort des Geschehens um den BK einschleusen und - das ist etwas unglaubwürdig - kann diesen ziemlich leicht als Geisel nehmen. Es ist der Plan der Killerin, dieses Attentat vor den laufende Kameras der Medien stattfinden zu lassen. Das geschieht auch, und er kommt in die Laserflecke der Scharfschützen. Er sieht dann - seine Frau Gloria in der Menge. Da läßt er den BK los, und wird nun folgerichtig von den Scharfschützen erschossen. Schade.
Batu ist auserzählt. Leider.

Montag, 23. April 2012

es ist böse

Der Tatort gestern war einer der spannenderen Filme, denn er handelt von einem Serienmörder, der Insasse einer Psychiatrie war, nicht in der "Geschlossenen", sondern der hatte Ausgang und hing sich an einen notorischen Nuttenbesucher, kam so an seine Opfer und behandelte sie - nun - wie es eben ein Serienmörder tut. Viel Blut, vielleicht ein wenig zu viel, aber OK. Und der Darsteller des Mörders (Marc Bischoff), der war richtig gut, richtig böse. Man erinnert sich an den "Totmacher" Götz Georges, ähnlich bitter und verbiestert, dabei unglaublich verunsichernd. Schlimm, und eben - böse.
Aber es war auch böse, was man den Zuschauern mit den beiden Hauptdarstellern antat. Da war erstmal Joachim Krol/Steier, zögerlich, inaktiv, wenig aufmunternd und auch undurchsichtig, bis er sich als Homo outete. Musste das sein? Fernsehtechnischer Mainstream offenbar, dem wir uns zu unterwerfen haben. Dann aber die böse Hauptkommissarin Nina Kunzenberg/Mey, über die ich schon mal was abgelassen habe. Diesmal eine Steigerung der Geschmacklosigkeiten. Die Dame ist ein schlechter Entwurf, einfach unglaubwürdig, schon wie sie mit ihrer Pistole rumschlenkert, gerne an weißen oder blauen Jeans. Grandios daneben, selbst mit ihrem sexy Hintern, oder gerade deshalb, der aber eben nicht an einen Tatort passt. Lindholm ist besser. Man kann sie nicht mehr ansehen, ohne zu regurgitieren. Das heißt: ich werde die Glotze nicht mehr anschalten, wenn ich weiss, dass das Gespann den Tatort besucht.

Dienstag, 3. April 2012

Alles hat seinen Preis

Kurzgesagt: langweilig. Der Berliner Taxiunternehmer Herbert Klemke wird erschlagen in seinem Büro aufgefunden. Die Ermittlungen der Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Dominik Aljinowic) bringen schnell zutage, dass verschiedene Personen am Tatabend Streit mit Klemke hatten: sein ehemaliger Mitarbeiter Bülent Delikara, zum Beispiel, der von seinem Ex-Chef noch eine größere Summe Geld bekommt. Dann werden Themen wie der Untergang von Kleinunternehmern und die Bankenkrise angerissen, ohne aber vertieft zu werden. Ewige Erzählstränge. Ewiges Rätsel Weib. Kannste vergessen.

Falsch verpackt

Kann mich gar nicht mehr so erinnern (25.3.), aber es war wohl ein etwas spannenderer Krimi mit dem thematischen Bezug der Nahrungsmittel-Schlamperei und chinesische illegal Beschäftigte. Drei tote Chinesen poltern aus einem Kühlaggregat eines Lebensmittel-Logistikunternehmens, dessen Chef später in einer Kühlkammer erfriert. Und diese Frau Bao bleibt rätselhaft. Eisner (Harald Krassnitzer)und Bibi ( Neuhauser) als sehr authentisches Ermittlerpaar. Eisner unschlagbar als weinender Versager, als der er sich sieht, und dem man die Nase zertrümmert hat. Nur leider wieder dieser unverständliche österreichische Dialekt, ohne Untertitel.

Montag, 5. März 2012

Bienzle wäre besser gewesen

Der Titel war "Scherbenhaufen". Und darum gings:
Familienzwist, Schusswaffen, rachelüsterne Söhne - und eine Staatsanwältin, die aussieht, als wolle sie auf eine Cocktailparty stöckeln. Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) in einer Undercover-Rolle, naja, spannend ist was anderes.Ein eher mittelmäßiger Tatort, der an die Gemächlichkeit des Bienzle erinnert, ohne diese jedoch erreichen zu können. Authentisch ist was anderes.

Donnerstag, 1. März 2012

der traurige König

Dieser Tatort v. 26.2.2012 aus der Münchner Szene ist sehr gut. Er behandelt das, was der Zuschauer jetzt immer öfter zu sehen bekommt, interne Ermittlungen. Diesmal sind Leitmeier (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) am Ball; ersterer schießt einen Angreifer an, dessen Auto vor den Augen der Kommissare explodiert, und der eine Kriminalschülerin scheinbar mit einer Pistole bedroht.. In dem Auto befindet sich eine unkenntliche Leiche. Da der Angeschossene natürlich was mit dem Autogeschehen zu tun hat, ist für den Zuschauer schnell klar, dass ein anderer Schwerpunkt gesetzt werden wird. Der der internen Ermittlung gegen den Leitmeier nämlich.
So laufen zwei getrennte Handlungen nebeneinander, und es ist gut gemacht. Dass die weibliche Leiche nachher von einer gänzlich unverdächtigen Person (der Ehefrau des "Traurigen Königs", einem hoch verschuldeten Ladenbesitzer) produziert wurde, da sie in einen Überfall auf den Baumarkt des anderen Sohnes verwickelt war und ihren Anteil haben wollte, ist verwickelt aber nachvollziehbar. Hat was Agatha- Christie-haftes. Der Ertrag des Baumarktüberfalls sollte nämlich in den untergehenden Laden des "Königs" gesteckt werden. Beteiligt waren die zwei Söhne des Ladenbesitzers und die unbekannte Angestellte, später tot. Moralisch, oder?
Leitmeier hat aber zunächst ganz andere Sorgen. Der Angeschossene stirbt nämlich, und nun hat er ein ganz großes Problem. Denn der Tote hat mit einer Spielzeugpistole gedroht, die Leitmeier eigentlich hätte erkennen müssen. Oder auf die Beine schießen. Der Kommissar wird beurlaubt.
Durch einen "heldenhaften" Einsatz bei der Verfolgung eines weiteren Überfall-Komplizen kann sich Leitmeier aber rehabilitieren und wird wieder in seine Funktionen eingesetzt. Was das gute an diesem Krimi war, war die schauspielerische Leistung des Wachtveitl und übrigens des internen Ermittlers. Man ist aber etwas verwöhnt durch Senta Bergers Ermittlerrolle in der Serie "In Verdacht", die läuft aber auf Arte, ist also was anders hier. Alle Achtung, wie der Wachtveitl den fast scheiternden Kommissar spielt. Aber auch Batic spielt gut, hin und hergerissen von Freundschaft und Kritik.
Alles in allem ein sehr guter Krimi, wieder mal.

Montag, 23. Januar 2012

Verschleppt

Nachdem ich einen Tatort verpasst habe ("Todesbilder"), muss ich als Wahlsaarländer nun doch dazu Stellung nehmen, dass man die Geschichte mit Kappl (Maximilian Brückner) und Deininger (Gregor Weber) vom SR aus als "auserzählt" ansieht. Man hat die beiden (hochsympathische und kompetente, weil authentisch spielende Akteure) einfach rausgeschmissen. So einfach geht das bei den ÖRs. Man schweigt, sowohl in der Saarbrücker Zeitung, dem Lokalblatt und Monopolisten im Saarland als auch beim SR selber.
Das Thema des Tatorts gestern: eine Sklavenhaltung von insgesamt 3 Mädchen, eines davon aus einem "Gefängnis" geflohen, tot, ermordet an der Autobahn bei stark pulsierendem Verkehr. ("Keiner hat was gemerkt"). Das ist gut fotografiert, wenn auch etwas schnell aneinander gehängte Szenen diesen Tatort ausmachen; das nervt zuweilen. Die Handlung selber - etwas verwirrend und doch teilweise aufgesetzt, etwa wenn Deiniger einen alten Ermittlungsfehler erkennt, der ihm im Rahmen der neuen Fälle zu schaffen macht. Übliches Gerangel zwischen den absolut unähnlichen Kollegen, aber doch wieder auch verständlich. Beklemmende Szenen im Höhlengewirr der Mädchengefängnisse. Aufdeckung eines Täters, der aber "leider" schon in einem Erdrutsch umgekommen ist. Der Mord selber geht auf Kosten eines der Mädchen; das war überraschend.
Fazit: Insgesamt ein guter, wenn auch etwas verwirrender, anstrengender Tatort.
Am Rande: wohl aus politischer lokaler Korrektheit (!) hat man einen Stadtteil Haldenberg in Saarbrücken erfunden, den es hier nicht gibt. Man wollte wohl Irritationen etwa im Bereich St. Arnual, wo er tatsächlich spielte, vermeiden.
Man könnte sich die beiden Kommissare - im Gegensatz zum SR - noch öfter vorstellen.
Gregor Weber hat ja übrigens auch schon als potenter Krimiautor debütiert ("Feindberührung").

Montag, 2. Januar 2012

Tödliche Häppchen

Um es klar zu sagen, dieser Krimi um einen Schweinefleischskandal mit der langweiligen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Hilmar Kopper (ohne das italienische Flair, dafür mit wenig glaubwürdigen Rumbaambitionen) war super-oberflächlich. Und der Fusstritt gegen das Getränkeglas - die Sauerei muss der KTU-Mann aufwischen!!! - einfach schlechtes Benehmen. Dass es in der Fleischindustrie nicht mit rechten Dingen zugeht, und Gammelfleisch immer mal wieder auf den Tisch zu kommen versucht, ist ja hinlänglich bekannt. Aber das Thema wurde nicht "angepackt", sondern nur angepustet, und eigentlich kam nichts rüber, außer für Vegetarier - vielleicht. Also ich bleibe nach diesem Tatort bei einem gelegentlichen saftigen Schweineschnitzel "Wiener Art"!
Der Krimi zählt nicht zu den Lichtblicken seines Genre, auch wenn Lena im Kühlhaus den bewußtlosen Kopper inmitten von tödlichen Häppchen entdeckt. Spannung, Hurra...
Der Mörder war der Geschäftsmann. Wen wundert's.