Dienstag, 8. Januar 2013

Machtlos

Die Kommissare Till Ritter (Dominik Raacke und Felix Stark (Borsi Aljinovic in Berlin sind machtlos. Denn ein Kidnapper (Edgar Selge) entführt das einzige Kind eines reichen Bankers. Natürlich, er will Lösegeld, und zwar nicht zu knapp, in zwei "Tranchen". Die erste - 500.000 - gibt er nach der Übergabe auf dem belebten Alex in Berlin an zufällig Vorüberkommmende aus. Er verschenkt das Geld, dann - er wird von der geballten Kraft der Berliner Polizei beobachtet - lädt er eben diese ein, ihn zu verhaften. Was die zunächst mal nicht tun, denn er könnte sie ja zu dem Versteck des Kindes führen. Doch er provoziert sie so, dass sie ihn dann doch verhaften. Nun kommt's: er will das weitere Lösegeld von der Familie - 10 Mio. Nicht wenig, und das unter den Augen der Polizei. Nur dann wird er das Versteck preisgeben, aber die Zeit läuft, denn das Kind hat nichts mehr zu trinken. Es wird also verdursten.
Es entsteht ein Wettlauf gegen die Zeit, und die beiden Kommissare können nichts tun; sie sind machtlos, denn der Kidnapper, der intensiv verhört wird (nah am Foltertatbestand) schweigt.

Der Kidnapper heißt Uwe Braun und hat eine bewegte Vergangenheit, die wirtschaftlich von eben dieser Bank bestimmt, d.h. ruiniert wurde. Das liegt zwar lange zurück, und es kann sein, dass dieser Uwe Braun, mit einer recht zerstörten Familie (zwei Kinder, die nichts mit ihm zu tun haben wollen) einfach Rache üben will. Doch das stimmt eben nicht. Er will "ein Zeichen setzen" und möchte das Geld gegen den Hunger in der Welt verwenden, ein ehrenhafter Kidnapper also, verrückt und doch logisch irgendwie, wenn er sagt, dass das Leben des entführten Kindes gegen das der Tausende Kinder steht, die täglich hungers sterben in der Welt. Verrückt, aber plausibel. Und sehr gut gespielt von Edgar Selge. Aber auch die Kommissare sind gut, zurückgenommen und eben rat- und machtlos. Die überraschend Lösung ist, dass das Zeichen - nach einer anrührenden Konfrontation mit dem verlorenen Sohn (Sohn des Selge im wirklichen Leben) aus Zürich - wirklich gesetzt wird.
Es kommt zu einer überraschend Lösung:
Er sieht die Unmöglichkeit der Geldübergabe unter den Augen der Polizei ein, verlangt daher in einer Gegenüberstellung mit der Mutter, dass die Millionen nun von ihr selber zweckgebunden, so wie er das will, eingesetzt werden. Dann wird er das Versteck preisgeben. Das wird von allen, auch erleichtert, akzeptiert und das Kind wird - lebend - gefunden.
Der Tatort ohne Leiche. Der Tatort psychologisch auf hohem Niveau und mit authentischen Szenarien. Der Tatort: eben gut.
Sollten wir auf dem Wege in eine neue, eine bessere Tatortwelt ein?

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