Montag, 18. Februar 2013

Zwischen den Fronten

Ein Tatort als Politthriller. Und zwar ein spannender, ein guter. Auch sowas gibts heute und stützt meine Meinung, dass die Qualität der Tatort-Inszenierungen zugenommen hat. Erfreuliches Geschehen im Reiche der Öffentlich-Rechtlichen.
Der Tatort spielt in Österreich und in einem rechtsradikalen, fremdenfeindlichen und rassistischen Milieu. Die Kommissare sind Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser als Moritz Eisner und Bibi Fellner. Beide in gelungenen Rollen! Bei einer internationalen Konferenz kommt es zu einem Selbstmordattentat gegen den Vorsitzenden, einen Amerikaner, das aber keines ist, sondern sich gegen einen jungen Moslem richtet, der auf eben die Konferenz einen Vortrag halten soll.
Zunächst sieht es noch so aus, dann stellt sich aber heraus, dass es auch eine Beziehungstat sein könnte, und die beiden Kommissare ermitteln in diese Richtung. Doch im Hintergrund spielen andere die Musik. Dort läuft ein Spiel um rechte Minister, rechtsradikale Organisationen (Burschenschaft - ich hör dich trappeln...) und um übergeordnete Dienststellen (dort heißt das Bundesverfassungsdienst f. Terrorbekämpfung BVT). Die weibliche Gegenspielerin, eine Frau Major (die haben ja dort alle militärische Ränge) Warig, die auch sehr gut spielt, steigert noch die Rivalität der beiden Dienste.
Als der dubiose Ministerkandidat Michalski den Fall nach dem Selbstmord eines Verdächtigen ad acta legen will, kommen die beiden Ermittler erst richtig in Fahrt. Sie decken eine rechtsradikale Organisation auf, die bis in höchste Regierungskreise reicht, aber - und das ist das Niederschmetternde, durchaus real und mächtig ist: sie scheitern, die Festnahme der Mörder wird "von oben" verhindert. Das eigentliche Ziel war es, durch das fingierte Selbstmordattentat ein Überwachungsgesetz zu erzwingen, das den rechten Kräften hätte nützen können; das wurde zwar nicht in die Tat umgesetzt, und die rechte Organisation zumindest ausgebremst. Zerschlagen wurde sie aber nicht...
In Österreich,wo ein Herr Haider möglich war und rechtsradikale Burschenschaften mit Anschluss an die Gesellschaft (Akademikerball) agieren, scheint dieser Tatort "aus dem Leben gegriffen" zu sein.

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